Die Groß- und Kleinschreibung im Schwedischen

Die Grundregel der schwedischen Sprache hinsichtlich der Groß- und Kleinschreibung klingt relativ einfach, denn Eigennamen schreibt man immer groß und alle anderen Worte klein, zumindest theoretisch.
 
Eine der Regeln, die den deutschen Rechtschreibregeln gleicht, ist auch die Tatsache, dass das erste Wort eines Satzes immer mit einem großen Anfangsbuchstaben geschrieben wird. Und in diesem Punkt gibt es im Schwedischen auch keine Ausnahme.
 
Sicher ist auch, dass Firmennamen, Städte, Länder, Namen von zentralen ämtern und Eigennamen groß geschrieben werden. Wenn man jedoch über diese Aussage nachdenkt und verschiedene Texte liest, so stellt man sehr schnell fest, dass bereits diese Aussage mit Problemen behaftet ist, denn es gibt, zum Beispiel, die Operan (Oper) mit großem Anfangsbuchstaben und die opera (Oper) mit kleinem Anfangsbuchstaben. Dies liegt daran, dass Operan eine Institution bezeichnet und opera das Gebäude, die Kunstart Oper und die Vorstellung als solches. Man schreibt daher zwar dass man zur Kungliga Operan geht, aber man macht auch einen ganz normalen operabesök.
 
Man schreibt auch Konsumentverket (Staatliches Amt für Verbraucherschutz) mit einem großen Anfangsbuchstaben, da es dieses Amt nur einmal als solches gibt, aber man schreibt die arbetsförmedlingen (Arbeitsamt) klein, weil es diese ämter sehr häufig gibt. Man muss daher immer überlegen, ob es sich um eine bedeutende, meist einmalige, Institution oder Amt handelt, das mit einem großen Anfangsbuchstaben geschrieben wird, oder um ein Amt, das über das ganze Land verteilt zu finden ist, da man in diesem Fall zum kleinen Anfangsbuchstaben greifen muss.
 
Entsprechend schreibt man die Firma Tennisshopen mit einem großen Anfangsbuchstaben, aber den tennisspelare immer klein. Bevor man daher zu einem großen Anfangsbuchstaben greift, sollte man sich immer überlegen, ob es sich wirklich um einen Eigennamen handelt oder nicht.
 
Nicht sehr viel einfacher wird das Problem, wenn man bedenkt, dass zwar Stockholm, wie jede andere Stadt, immer groß geschrieben wird, aber Stockholmare sowohl mit großem Anfangsbuchstaben als auch als stockholmare existiert, wobei die beiden Worte natürlich auch nicht die identische Bedeutung haben, denn der Stockholmare stellt den "typischen" Stockholmer dar, den es eigentlich nicht gibt, und der stockholmare ist irgend ein tatsächlich existierender Bewohner der Stadt Stockholm.
 
Verwirrend wird es natürlich auch, wenn der Bewohner einer Stadt durch eine Zufügung an den Namen der Stadt bezeichnet wird, da nahezu alle Worte, die mit einem Stadtnamen beginnen, groß geschrieben werden müssen und der Malmöer daher zum Malmöbo wird und, im Gegensatz zum stockholmare, mit einem großen Anfangsbuchstaben geschrieben wird. Entsprechend werden auch die Londonresa (Reise nach London), die Greenwichtid (Greenwich-Normalzeit) und die Stockholmspolisen (Polizei Stockholms) mit einem großen Anfangsbuchstaben geschrieben.
 
Ein ähnliches Problem taucht bei Fremdworten auf, denn es gibt im Schwedischen, zum Beispiel, die cd, die CD, die compact disc und auch die kompaktskiva, also die schwedische Bezeichnung der CD. Nach der Schwedischen Akademie (Svenska Akademien) sollte man die cd und die compact disc klein schreiben, da sich auch Fremdworte der schwedischen Schreibweise anpassen sollen, aber in der wissenschaftlichen Welt und der Werbung hat man die Neigung die originale Schreibweise beizubehalten, d.h. man schreibt CD in Großbuchstaben und comapct disc in Kleinbuchstaben. Beide Schreibweisen gelten in Schweden als korrekt, müssen aber dem restlichen Textniveau angepasst werden.
 
Die Mehrheit der schwedischen Worte werden natürlich klein geschrieben, unter anderem die Namen von Tagen (måndag - Montag), Monaten (juni - Juni), Jahreszeiten (vår - Frühjahr), Berufsbezeichnungen (civilingenjör - Diplomingenieur) und Titeln wie greve (Graf), riksåklagare (Generalreichsanwalt, Generalbundesanwalt) oder direktör (Direktor). Auch Worte, die als Ableitungen von Städten oder Länder gelten, werden in der schwedischen Sprache grundsätzlich klein geschrieben, zum Beispiel japanare (Japaner), svensk (Schwede) oder ähnliche Begriffe.
 
Auch die Namen von festen Institutionen werden oft klein geschrieben, auch wenn es hierbei keine klare Regel gibt. Niemand wird erklären können, warum Konsumentverket und Finansdepartementet (Finanzministerium) mit großen Anfangsbuchstaben geschrieben werden, riksdagen (Reichstag), regeringen (Regierung) oder polisen (Polizei) jedoch mit kleinem Anfangsbuchstaben. Im Zweifelsfalle kann man hierbei nur die Wortliste der Schwedischen Akademie (Svenska Akademiens Ordlista) aufschlagen und nachsehen.
 
Weiterhin werden auch zusammengesetzte Worte klein geschrieben bei denen, auf Grund der Zusammensetzung, das erste Wort seine dominante Bedeutung verloren hat. Typische Beispiele hierfür sind Worte wie falukorv (schwedische Fleischwurst), das sich aus der Stadt Falun und dem Begriff korv (Wurst) zusammensetzt oder manchesterkavaj (Cordjacke), da in beiden Fälle die Orte Falun, beziehungsweise Manchester, wie ein Adjektiv zu den Worten korv oder kavaj (Jacke, Blazer) stehen.
 
Natürlich könnten jetzt noch hunderte von Beispielen folgen, die die Logik, oder auch die Unlogik, der schwedischen Sprache aufzeigen, daher können alle Regeln zur Groß- und Kleinschreibung nur als Hinweis dienen und nur dann in seiner vollen Breite verstanden werden, wenn man selbst sehr viel liest, sehr viel schreibt und sein optisches Gedächtnis schult, oder sich damit trösten, dass auch Schweden ohne höhere Bildung Probleme mit der Rechtschreibung haben.
 
 
Wichtiger Hinweis:
 
Das aktuelle Lehrwerk, das eine Mischung aus Wörterbuch, Landeskunde und Stillehre für Neulinge der schwedischen Sprache darstellt, wird permanent erweitert und verbessert. Wir sind daher für Anregungen offen und sind auch bereit von unseren Lesern gewünschte Worte mit aufzunehmen und zu erklären. Jede Anregung ist uns willkommen.
 
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