Trennung (avstavning) in der schwedischen Sprache
Während bereits die Groß- und Kleinschreibung in der schwedischen Sprache so manchem Sprachschüler Probleme verursacht, wird die Frage nach der Trennung der Worte noch weitaus undurchsichtiger, denn auch hier sind sich das Amt für die Anwendung der schwedischen Sprache (Språkrådet) und die Schwedische Akademie (Svenska Akademien) nicht einig.
Der Språkrådet geht bei der Trennung vom Sprachgebrauch aus und sieht die Trennung daher in den mehr akustischen Teilen eines Wortes, also der Silbentrennung, was weitgehend der deutschen Trennung entspricht. Das Zentralamt richtet sich mehr an Ämter, die eine für die Mehrheit der Schweden leicht verständliche Trennung anwenden sollen, und natürlich an den "Schweden von nebenan", der sich wenig für die akademische Sprache interessiert.
Die Svenska Akademien wiederum zerlegt die Worte in die kleinsten Spracheinheiten, die in der Linguistik Morpheme genannt werden, also in Wortteile, die von einem Nichtwissenschaftler kaum verstanden werden können. Diese morpheme Trennung ist indes jene, die bei wissenschaftlichen Texten und in der gehobenen Literatur meist verwendet wird. Um diese Trennung zu beherrschen, greifen alle Schweden grundsätzlich zur Wortliste der Schwedischen Akademie (SAOL), die auch kostenlos online konsultiert werden kann. Zu bemerken ist dabei, dass beide Trennungen in Schweden akzeptiert werden und als korrekt gelten.
Es gibt natürlich zwei Punkte, in denen sich die beiden Trennungsmethoden gleichen. Zum einen werden zusammengesetzte Worte grundsätzlich zwischen den beiden Worten getrennt, zum anderen darf nie ein einzelner Buchstabe am Anfang oder Ende einer Zeile stehen. Damit sind aber die grundsätzlichen Übereinstimmungen auch abgeschlossen. Die Folge der schwierigen Trennregeln im Schwedischen ist natürlich, dass die Mehrheit der Schweden, so weit wie nur möglich, auf die Trennung verzichtet, d. h. nur zusammengesetzte Worte trennen, da es hierbei keine Probleme gibt. Beim Layout von Belletristik und gehobenen Texten ist dies natürlich nicht immer möglich, da hierbei auch die Optik eines Textes eine gewisse Rolle spielt. In Kriminalromanen, oder sehr leicht lesbaren Büchern, versucht man in Schweden die Trennung so weit wie nur möglich zu vermeiden, da dies den Lesefluss bei der Zielgruppe der Bücher stören könnte.
Um die Trennung nach Morphemen zu erklären, folgt eines der typischen Beispiele, die das Problem dieser Trennung sehr deutlich macht. Wir nehmen dabei die Worte konto, kontakt, kontant und kontrast.
Konto (Konto)kann nicht weiter zerlegt werden und darf daher nicht getrennt werden.
Kon-takt (Kontakt) besteht aus den Morphemen kon + takt, wird also entsprechend getrennt.
Kont-ant (bar) besteht aus den Morphemen kont + ant, hat also, linguistisch gesehen, nichts mit dem Morphem kon zu tun, muss also auch auf eine andere Weise getrennt werden.
Kontr-ast (Kontrast) besteht wiederum aus den Morphemen kontr + ast, was erneut zu einer anderen Trennung führt.
Ohne jetzt in die schwedische Linguistik einzuführen, zeigen diese Beispiele das Problem der korrekten Trennung im Schwedischen, denn Morpheme sind mit dem bloßen Auge meist nicht zu erkennen. Ein Sprachschüler ist damit auf jeden Fall vollkommen überfordert.
Gleichzeitig gibt es im Schwedischen natürlich auch Worte, die man nicht eindeutig in Morpheme zerlegen kann, insbesondere Fremdworte. In diesem Fall gilt dann die Regel das Wort eben auch nicht zu trennen, auch wenn man man gefühlsmäßig eine andere Einstellung hat, da diese Worte auch länger sein können und eine Silbentrennung gemäß den Empfehlungen des Sprachrates möglich wäre. Unter diesen Worten findet man, zum Beispiel:
Bourgogne, Europa, salami, salamander, fönster (Fenster), horisont (Horizont) und viele andere Worte mehr, was insbesondere beim Wort salamander für die meisten Sprachschüler völlig unverständlich ist, denn nach dem Sprachrat trennt man natürlich sa-la-man-der, auch wenn die Akademie dies verbietet.
Da die Trennung nach Morphemen auch optisch oft sehr unschön aussieht und einen Text, bei vielen dieser Trennungen, sehr schwer lesbar machen kann, verzichtet man im Schwedischen so weit wie möglich auf die Trennung. Falls dabei jedoch lange Leerstellen am Ende einer Zeile entstehen, so hat man nur die Wahl einige Worte des Satzes durch Synonyme auszutauschen, den Satz neu zu formulieren, oder aber zur Trennung zu greifen. Bei einem Wort wie tabulatortangent (Tabulatortaste) wird das Problem sehr deutlich, denn dieses Wort kann, nach der Regel der Morpheme, nur auf folgende Weise getrennt werden: Tabul-at-or-tang-ent. Und dieses Wort ist bei weitem keine Ausnahme!
Bei der Trennung muss man natürlich innerhalb eines Textes konsequent sein und darf daher nicht die Silben-Trennung und Morphem-Trennung vermischen, wobei es bisweilen auch möglich ist, ohne eine der Trennregeln zu verletzen, unter zwei verschiedenen Trennmöglichkeiten zu wählen, den bi-lar (Autos) ist ebenso richtig wie bil-ar. Eine Logik zu suchen, ist in diesem Fall völlig sinnlos, auch wenn die zweite Lösung mehr den Regeln der Svenska Akademien entspricht und erstere dem Språkrådet nahe kommt.
Bei der schwedischen Trennung gibt es natürlich auch Ausnahmen, die im Grunde der Syntax widersprechen, denn wenn ein zusammengesetztes Wort wie tillåta, eigentlich till + låta, den dritten Konsonanten, gemäß der Rechtschreibregeln, bei einer Zusammensetzung der Worte immer verliert, taucht dieser bei der Trennung wieder auf, denn in diesem Fall muss man till-låta trennen, d.h. der dritte Konsonant taucht hierbei wieder auf. Diese Regel ist grundsätzlich anzuwenden sobald bei der Zusammensetzung von zwei Worten ein Konsonant auf der Strecke bleibt.
Wenn man dem Rat des Sprachrates folgt, so werden Worte mit zwei aufeinanderfolgenden Vokalen oder Konsonanten immer zwischen den Doppelbuchstaben getrennt, also mat-ta (Teppich). Nach den Regeln der Svenska Akademien ist dies jedoch nur in wenigen Einzelfällen der Fall und matta kann, da es sich um ein einziges Morphem handelt, nicht getrennt werden. Da es sich um ein kurzes Wort handelt, entscheidet man sich daher in fast allen Fällen dazu dieses Wort ohnehin nicht zu trennen, auch nicht in der gewöhnlichen Schriftsprache.
Eine weitere, nahezu feste Regel des Sprachrates gilt bei Anwendung der Silbentrennung für die Laute sje, ng und den Konsonanten x, aber auch ska (männi-ska = Mensch), sci (fa-scinera = faszinieren) , ski (ma-skin = Maschine) dürfen ebenso wenig getrennt werden wie die Lautzusammensetzung lj und ng (peng-ar = Geld), und der Konsonant x muss immer vor dem Trennungsstrich stehen. Diese Regeln kann man allerdings nur bei der korrekten Aussprache der schwedischen Worte anwenden, denn Fremdworte wie tan-go oder man-go werden dennoch zwischen n und g getrennt. Bei Anwendung der Morphem-Trennung ist es sicherer im SAOL nachzusehen, denn nach der strikten Regel trennt man mask-in (Maschine), männ-iska (Mensch) und fasc-in-era.
Eine besondere Stellung nimmt bei der schwedischen Sprache das ck ein, zumindest wenn man zur Silbentrennung greift, denn in diesem Fall kann man den optischen Aspekt entscheiden lassen und entweder c-k trennen oder aber nach dem ck-.
Da die korrekte Anwendung der Trennung in der schwedischen Sprache extrem schwierig ist, ist verständlich, dass es für alle Schweden eine unumstößliche Hauptregel gibt, nämlich nur dann zur Trennung zu greifen, wenn dies eine echte Notwendigkeit darstellt.
Ist man zur Trennung gezwungen, so sind, in den meisten Fällen, Trennfehler nicht vollständig zu vermeiden, was bei mindestens 90 Prozent der Texte auch keine große Rolle spielt, da der Leser die Regeln meist ebenso wenig beherrscht wie der Schreiber. Schwierig wird es jedoch, wenn es sich beim Leser um einen sogenannten "Sprachpolizisten" handelt, was in Schweden nie ausgeschlossen ist. Diese Personen legen einen extrem hohen Wert auf eine korrekte Sprache und eine korrekte Trennung. Bei einer Bewerbung kann daher eine einzige falsche Trennung auch zur Ablehnung führen.
Wichtiger Hinweis:
Das aktuelle Lehrwerk, das eine Mischung aus Wörterbuch, Landeskunde und Stillehre für Neulinge der schwedischen Sprache darstellt, wird permanent erweitert und verbessert. Wir sind daher für Anregungen offen und sind auch bereit von unseren Lesern gewünschte Worte mit aufzunehmen und zu erklären. Jede Anregung ist uns willkommen.
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